Eindrücke von der Veranstaltung mit Kollegen der JVA Tegel

jvategel2Manche Schultage sind besonders, einfach anders. Seit gut 12 Jahren ist für die Psychologie-Kurse vorgesehen, eine Exkursion zur JVA Tegel durchzuführen. In diesem Jahr ging es pandemiebedingt nicht.  Deshalb sind wir sehr dankbar, dass uns Herr Kazenmaier, Dipl.-Psychologe und Psychotherapeut + Gruppenleiter, und Herr Kleist, Vollzugsbeamter, uns zu einer Veranstaltung am Kolleg besuchten.

 

40 Teilnehmer*innen hörten sehr interessante Ausführungen zum Alltag in der SOTHA (der Sozialtherapeutischen Abteilung) innerhalb der JVA.
Das Ziel der Arbeit dort ist, die Straftäter für andere Menschen weniger gefährlich zu machen. Die Rückfallquote liegt nach einem Jahr bei 60, im normalen Vollzug bei über 90 Prozent. Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so scheint, ist es ein wirtschaftliches Erfolgsmodell.

Typische Arbeitsweisen auf der Station:

  • Die Zellen sind nicht verschlossen
  • Es wird Milieutherapie durchgeführt (in einem verschlossenen Haftraum kann sich das Verhalten ohne Betreuung nicht wirklich verbessern, deshalb setzt man auf soziale Begegnungen)
  • Interessant: Die Angestellten sind im Dienst nicht bewaffnet
  • Das Zusammenspiel zwischen Psychologen und Vollzugsbeamtem ist sehr förderlich für die Betreuung, oberstes Gebot: Respekt gegenüber den Inhaftierten
  • Eine Selbstverständlichkeit: Die Kolleg*innen geben sich gegenseitig Zuspruch und brauchen für ihre erfolgreiche Tätigkeit auch ein hohes Maß an Impulskontrolle und eine Kränkungskompetenz
  • Herr Kazenmaier vergleicht seine Arbeit mit der Erziehung von Kindern, wesentliche Auswirkungen enstehen dadurch, wie wir erzogen wurden: Es ist kein Wunder, dass wir auch im Erwachsenenleben abwerten, wenn wir selbst abgewertet wurden, da gibt es einen Zusammenhang
  • Die Inhaftierten haben ein Mal in der Woche Einzeltherpie und ein Mal Gruppentherapie (hauptsächlich psychoanalytisch oder verhaltenstherapeutisch)
  • Die Entlassung erfolgt in Etappen, auch danach können die Betroffenen Kontakt zur Ambulanz aufnehmen, um den Übergang in das normale Leben zu erleichtern

Wir haben so viel Interessantes erfahren und hätten gerne noch länger zugehört. Etliche Kollegiat*innen haben noch in der Pause weiter mit den beiden gesprochen. Wir wünschen Herrn Kazenmaier und Herrn Kleist das Allerbeste und danken ihnen sehr herzlich.

Ein herzliches Dankeschön auch an die Kollegiat*innen, die den inhaltlichen und organisatorischen Ablauf engagiert unterstützt haben.

Laura Mellentin und Conny Segert

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