Musikkurs 12 besucht die älteste erhaltene Barockorgel Berlins
Am Mittwoch, den 28. Juni, hatte der Musikkurs der Q2 die Gelegenheit Berlins älteste und bedeutendste Barockorgel zu besichtigen. Diese Orgel findet man aber nicht, wie vielleicht zu erwarten wäre, in den großen und bekannten Kirchen Berlins, wie der Nikolaikirche oder dem Berliner Dom, sondern in einer kleinen Kirche in Karlshorst.
Beate Kruppke, die Kirchenmusikdirektorin und Organistin der Kirche „Zur Frohen Botschaft“, erläuterte uns in einer 90-minütigen Führung die spannende Geschichte dieses besonderen Instruments.
Benannt ist die Orgel nach Prinzessin Anna Amalia, der Schwester Friedrich des Zweiten. Sie war, ganz wie ihr flötenspielender Bruder, eine begeisterte Musikerin. Ihre Liebe zur Orgelmusik ging sogar so weit, dass sie sich 1755 extra eine Orgel mit 22 Registern und 1100 Pfeifen in Ihre Privatgemächer des Berliner Stadtschlosses einbauen ließ, um die Werke Johann Sebastian Bachs und anderen Komponisten angemessen spielen zu können. Das Instrument war Anna Amalia so sehr ans Herz gewachsen, dass sie, als sie 1767 ins Palais Unter den Linden 7 zog, die Orgel im Schloss abbauen ließ, um sie „Unter den Linden“ wieder errichten zu lassen. Danach begann eine abenteuerliche Reise des Instruments durch Berlin. Kurz nach dem Tod der Prinzessin 1787, brachte man das Instrument in die Schlosskirche von Buch, wo sie 150 Jahre verblieb. In den 1930er Jahren hätte die Orgel eigentlich in die Nikolaikirche umziehen sollen. Zum Glück kam es nicht dazu und so überstand das kostbare Stück, teils in der St.-Marien-Kirche und in Potsdam eingelagert, den 2. Weltkrieg. 1960 schenkte die Mariengemeinde die Orgel der Karlshorster Gemeinde, wo sie im Jahr 2009 aufwändig restauriert wurde und seit Dezember 2010 schließlich wieder in altem Glanz erstrahlt.
Wie nuancen- und farbenreich, aber auch wie kraft- und charaktervoll die Amalienorgel nach dieser langen Reise durch die Jahrhunderte immer noch klingt, demonstrierte uns Beate Kruppke mit mehreren Stücken von Johann Sebastian Bach und dessen Sohn Carl Philipp Emanuel. Hier schloss sich schließlich auch der Kreis, denn der „Berliner Bach“ soll nicht nur selbst einmal auf der Amalienorgel gespielt haben, sondern er hat Anna Amalia auch einige seiner schönsten Orgelkompositionen gewidmet.
Ein besonderer Dank geht an die Evangelische Paul-Gerhardt-Kirchengemeinde Lichtenberg und Kirchenmusikdirektorin Beate Kruppke, die diese spannende Exkursion ermöglicht haben.